Traumafolgestörungen – Der Kollaps unserer Warnsysteme
Traumata sind eine verheerende Erfahrung. Unser Gehirn, das sonst zuverlässig den Ansturm an Informationen und Situationen hormonellen Ungleichgewichts kompensieren kann, gerät an seine Grenzen. Traumatisierende Erlebnisse können ein von allem Verstand und therapeutischen Anstrengungen losgelöstes Eigenleben führen. Sie sind quälend und über die Jahre hinweg, in denen sie nicht bewusst und angestrengt bearbeitet werden, lassen sie den Menschen massive Ängste, Gefühle absoluter Hilflosigkeit und mitunter grausame Flashbacks erleiden.
Traumatische Erfahrungen sind kein seltenes Phänomen. Etwa acht Prozent der Bevölkerung leiden irgendwann im Laufe ihres Lebens unter posttraumatischen Stresssymptomen, oft auch unerkannt oder unbewusst und erst einmal nicht als Traumafolgestörung diagnostiziert.
Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) beispielsweise ist eine mögliche Folgereaktion eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse wie z. B. Erleben von körperlicher und sexualisierter Gewalt, auch in der Kindheit, Vergewaltigung, gewalttätige Angriffe auf die eigene Person, Entführung, Geiselnahme, Terroranschlag, Krieg, Kriegsgefangenschaft, politische Haft, Folterung, Natur- oder durch Menschen verursachte Katastrophen, Unfälle oder die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit –die an der eigenen Person, aber auch an fremden Personen erlebt werden können. In vielen Fällen kann es zu einer Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses kommen.
Das Störungsbild ist geprägt durch z. B. belastende Gedanken und Erinnerungen oder auch Erinnerungslücken, Übererregungssymptome wie Schlafstörung und Konzentrationsprobleme, Vermeidungsverhalten, emotionaler Rückzug etc. und für viele Fachkräfte in der Begleitung der Menschen mit Traumafolgestörung selber ein emotionaler Kraftakt.
In der Fortbildung werden am ersten Tag die Grundlagen gelegt, um die neuronalen Veränderungen im Gehirn nachvollziehen zu können.
Es werden sowohl Schocktraumata wie auch Entwicklungstraumata ausführlich behandelt. Ein weiterer Schwerpunkt ist, die Symptome und deren Auslöser zu erkennen, und an exemplarischen Beispielen die konkreten psychischen Belastungen zu erörtern.
Der zweite Tag hat den Schwerpunkt im praktischen Ansatz. Nach Inputs zum Konzept der Salutogenese und zum Trauma-sensiblen Handeln kommt die Methode der kollegialen Beratung zum Einsatz, hier können die Erfahrungen der Seminarteilnehmenden in einem regen Austausch einbezogen werden.
Inhalte:
- Tag:
Der Kollaps unserer Warnsysteme: Grundlagen zum Aufbau unseres Gehirns und die Trauma-begünstigenden Störungen auf der Ebene der neuronalen Strukturen
Trauma: Auslöser, Symptome und Diagnostik,
Entwicklungstraumatisierung bei (sexualisierter) Gewalt, Vernachlässigung, Beziehungsabbrüchen
Schocktraumatisierung bei Unfällen, Kriegserlebnissen, Vergewaltigungen und anderen Gewaltdelikten
- Tag
Salutogenese: das Konzept nach Antonovsky
Traumapädagogische Grundlagen
Traumasensibles Handeln
Arbeitsformen
- Praxisorientierte Vorträge mit Fallbeispielen
- Kollegiale Beratung zu eingebrachten Beispielen
- Austausch zu den Erfahrungen der TeilnehmerInnen
Zielgruppe: Fachkräfte aus Jugendhilfe, Werkstätten, Wohnheimen, sozialen und beruflichen Reha-Einrichtungen
Teilnehmer: max. 18 Personen
Dozent: Roland Haag, Dipl. Psychologe
Preis: 325,00€ zzgl. MwSt. (Inkl. Seminarunterlagen, Stehkaffee mit Gebäck, Tagungsgetränke und am Nachmittag Kaffee und Kuchen) ohne Übernachtung
Veranstaltungsort: Tagungshaus der Lebenshilfe
Böllberger Weg 174
06128 Halle (Saale)
Beginn: 10.00 – 17.00 Uhr
Termin: 15.-16.01.2020
Anmeldeschluss: 30.12.2020
Buchungen
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